Asien Aktuell 2360 (2.3. bis 12.3.01)

Asien Aktuell: News, Daten, Kämpfe, Bewegungen

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Indonesien 12.3.01 Anti-Wahid-Demo
2360

Jakarta: Mehr als 10 000 Studenten demonstrieren vor dem Staatspalast für den Rücktritt von Präsident Abdurrahman Wahid ("Gus Dur"). Die Studenten hatten eigentlich für einen landesweiten Generalstreik am heutigen Tag aufgerufen, aber die meisten Geschäfte und Büros sind wie normal geöffnet. (s.a. 2352)
Nichtsdestotrotz hat die Größe der Demo Panikverkäufe der indonesischen Währung ausgelöst, sie fiel bis zum Mittag auf 11 300 zum Dollar (s.a. 2336). Die Aktienpreise wurden auch mit runtergezogen, um minus 5,5% am Morgen.
Minister Purnoma hat angekündigt, daß die Regierung die Pläne zur Erhöhung der Kraftstoffpreise, die für den 1.4. vorgesehen war, zurücknehmen wird (außer für die Industrie), wegen sozialer, politischer und ökonomischer Faktoren. Eine der Forderungen der obigen Demo ist eben dies.

aufgenommen: Mo., 12.3.2001
Quelle: Jakarta Post, Yahoo!News Singapore, 12.3.01

Malaysia	10.3.01	Unruhen in Armenviertel	2359
Fünf Menschen, vier davon indischer Herkunft und ein Indonesier, sind bei Auseinandersetzungen entlang ethnischer Zugehörigkeit im Armenviertel Petaling Jaya im Südwesten von Kuala Lumpur ums Leben gekommen, 37 wurden z.T. schwer verletzt. Auslöser war, daß Jugendliche die Frontscheibe eines Autos mit einer Steinschleuder zerschossen. Die Jugendlichen gehören zur indischen Community, das Auto einem Malayen. Vorausgegangen soll aber auch, daß eine indische Trauerfeier mit einer malayischen Hochzeit zusammengekommen sind. Die Polizei hat mehrere hundert Mann, auch aus anderen Bundesstaaten, ins Viertel verlegt, 153 Personen wurden verhaftet.
aufgenommen: So., 11.3.2001	Quelle: The Times of India, BBC News, CNN, The New Straits Times, 11.3.01

Indonesien	10.3.01	Solidaritätsstreik	2358
Weil nach einem Streik am Dienstag vier Kollegen, darunter zwei Elektriker, ohne formelle Begründung beurlaubt worden sind, ist die Belegschaft der Textilfabrik PT Djohartex in Magelang (Zentraljava) in Streik getreten. Außer der Rückgängmachung der Beurlaubungen verlangen sie Weiterbezahlung während des Streiks.
aufgenommen: So., 11.3.2001	Quelle: Kedaulatan Rakyat, 11.3.01

Indonesien	9.3.01	ExxonMobil	2357
Das Öl- und Gasunternehmen ExxonMobil Indonesia (EMOI) hat die Produktion in der Provinz Aceh eingestellt. Die Förderung auf den Ölfeldern Lhoksukon, Arun und Pase steht still. Als Grund wird die unsichere Situation im Aceh (s.a. 2346) genannt. Offenbar hat die Separatistenguerilla GAM (Bewegung freies Aceh) von EMOI Schutzgeld in Höhe von Rp. 5 Milliarden gefordert. Von der Schließung betroffen sind 600 festeingestellte Mitarbeiter und 1500 Fremdfirmenarbeiter, die nach Hause geschickt wurden. Auch einige Industriebetriebe, die auf die Exxonprodukte angewiesen sind sind betroffen. (s.a. 1874)
aufgenommen: Sa., 10.3.2001	Quelle: detikcom, Serambi, 10.3.01

Thailand	8.3.01	Arbeiter erschossen	2356
Narathiwat: Sechs Arbeiter einer Gummiplantage wurden erschossen aufgefunden. Bei den Leichen wurde ein Erpresserbrief der kleinen Separatistenorganisation Barisan Revolusi Nasional gefunden. In diesem wird dem Plantagenbesitzer der Tod angedroht, falls er nicht 500 000 Baht Schutzgeld rausrückt.
aufgenommen: Sa., 10.3.2001	Quelle: The Nation, Bangkok Post, 10.3.01

Indonesien	8./9.3.01	Kalimantan: Dayak gegen Polizei	2355
(Siehe 2352) Seit gestern die Polizei das Feuer auf die protestierende Menge eröffnet und mindestens vier Dayak erschossen hat, randalieren Gruppen von Dayak durch die Straßen von Palangka Raya und greifen Polizisten an, brennen Polizeiposten nieder. Die Polizei hatte das Feuer eröffnet, nachdem die Menge den Konvoi des abreisenden Präsidenten mit Flaschenwürfen und anderem angegriffen hatte, wobei ein Bodyguard ums Leben gekommen ist.
aufgenommen: Fr., 9.3.2001	Quelle: BBC News, CNN, South China Morning Post, Detikcom, 9.3.01

China	8.3.01	Bergarbeiter gegen Entlassung	2354
In Datong, Provinz Shanxi, demonstrierten 2000 Bergarbeiter gegen die Entlassung von 3500 durch die Zeche Baidong, die ihren Bankrott erklärt hat. Bei der Demo gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei, dabei wurde ein Kollege verletzt und verhaftet. Die Kumpel zogen dann vor die Polizeistation und erzwangen die Freilassung. Die Zeche will etwas Abfindung zahlen, aber viele Bergarbeiter sind krank und fürchten, daß sie deshalb keinen Job mehr finden und überdies auf den Arzneikosten sitzen bleiben. Ein Sprecher der örtlichen Staatsgewerkschaft sprach von 200 Arbeitern, die eine Petition überreicht hätten; die Polizei bestreitet jeglichen Protest.
aufgenommen: Fr., 9.3.2001	Quelle: Inside China Today, Yahoo! Singapore News, 9.3.01

Osttimor	8.3.01	Anti-UN-Riot nach Festnahmen	2353
Nach der Festnahme von drei Männern, die angeblich Xanana Gusmao während einer politischen Veranstaltung angreifen wollten, haben etwa 300 Menschen in Baucau (160 km östlich von Dili) eine Moschee, ein Restaurant und Fahrzeuge der UN angegriffen. Die Insassen der Fahrzeuge, ein Mitglied der lokalen Verwaltung und andere UN-Leute, wurden zum Teil leicht verletzt; die Fahrzeuge demoliert. Schwerbewaffnete Riot-Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen. Die Festgenommenen sind führende Mitglieder der Demokratischen Partei Osttimors, die für eine enge Bindung an Indonesien eintritt. In einem nahen Haus wurden Handgranaten gefunden, bei ihrer Festnahme waren die Männer aber unbewaffnet.
aufgenommen: Fr., 9.3.2001	Quelle: South China Morning Post, Yahoo! Singapore Finance, 9.3.01

Indonesien	8.3.01	Proteste bei Wahid-Besuch	2352
Palangkaraya (Zentralkalimantan, s.a. 2338): Anläßlich eines Besuchs von Präsident Wahid demonstrierten indigene Dayaks gegen die Rückkehr der vor Dayak-Übergriffen geflohenen Einwanderer. Bei diesen Unruhen waren 400 Personen, meist Einwanderer von der Insel Madura, getötet worden, 50 000 wurden evakuiert. Der Präsident sagte, die Regierung wolle die Bevölkerungsgruppen miteinander versöhnen und die Evakuierten würden nach Zentralkalimantan rückgeführt werden. Die protestierenden Dayaks sind damit nicht einverstanden: "Wir werden keinen Fußbreit unseres Landes zurückgeben," so einer von ihnen. Die Polizei gab Warnschüsse ab, um die Demo aufzulösen. Wahids Besuch in Kalimantan erfolgte unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer zweiwöchigen Staatsreise. In seiner Abwesenheit waren die Forderungen nach seinem Rücktritt lauter geworden (s.a. 2274), aber der Präsident ist der Meinung:"Was auch immer passiert, ich muß Präsident bleiben".
aufgenommen: Do., 8.3.2001	Quelle: BBC News, 8.3.01

Philippinen	8.3.01	Streik in Sonderwirtschaftszone	2351
Clark Field: (s.a. 2296) Polizei und privates Sicherheitspersonal griffen gemeinsam die Streikposten vor der Reifenfabrik Yokohama Tire Phils. Inc. in der Sonderwirtschaftszone Clark an. Dabei wurden mindestens 30 Arbeiter verletzt. Die Arbeiter befinden sich seit sechs Wochen im Streik.
aufgenommen: Do., 8.3.2001	Quelle: Today, 9.3.01

Indonesien	6.3.01	Arbeiteraktionen	2350
Sragen (Zentraljava): 450 Beschäftigte der Zuckerfabrik PG Mojo traten in den Streik, um eine 40%ige Lohnerhöhung, die bereits zugesagt war, aber dann doch nicht bezahlt wurde, durchzusetzen. (Suara Merdeka) Pariaman (bei Padang, Westsumatra): Die Fahrer einer Linie des öffentlichen Nahverkehrs streikten zum zweiten Mal, seit in der letzten Woche der Busbahnhof verlegt wurde. Wegen dessen ungünstiger Lage haben sie weniger Passagiere und damit ein niedrigeres Einkommen. (Jakarta Post) Bandung (Westjava): ArbeiterInnen der Textilfabrik PT Biba Multi Jaya demonstrierten zum Provinzparlament, um gegen eine vom Unternehmen ohne Erklärung durchgeführte Lohnkürzung zu protestieren. (Jakarta Post) Jakarta: 250 Beschäftigte des Sockenherstellers PT Nagamas Busana Tama demonstrierten beim Stadtrat, weil die Firma ihre Gewerkschaft nicht anerkennt. Bei dieser sollen 85% der 550 Beschäftigten Mitglied sein (Jakarta Post)
aufgenommen: Mi., 7.3.2001	Quelle: div., 7.3.01

Südkorea	7.3.01	Daewoo-Riot	2349
Pupyong: (s.a. 2334) Nachdem das Daewoo-Hauptwerk zwanzig Tage lang geschlossen (laut Gewerkschaft, um Proteste zu unterbinden) gewesen war, sollte heute wieder produziert werden. 100 entlassene Daewoo-Arbeiter oder Angehörige wurden verhaftet, weil sie sich auf die Straße gelegt hatten, um Busse mit ehemaligen Kollegen, die zur Arbeit wollten, zu blockieren. 1500 Demonstranten versammelten sich vor der Fabrik, einige hundert (3000, Yahoo!News) Arbeiter und Aktivisten lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Riot-Polizei. Wie üblich benutzten die Demonstranten Eisenstangen und Molotovcocktails. Trotz aller Proteste wurde produziert. Ein Werkssprecher teilte mit, daß nur 200 Arbeiter nicht zur Arbeit erschienen seien.
aufgenommen: Mi., 7.3.2001	Quelle: BBC News, Yahoo!News, 7.3.01

Vietnam	5.3.01	Ho Chi Minh gegen Bauernrebellion	2348
(Siehe 2297) Die vier Provinzen, die Anfang Februar von Demonstrationen und Anschlägen der ansässigen Bauern heimgesucht worden sind, erhalten Zuschüsse für die Entfaltung einer Propagandaoffensive, darunter auch je ein Auto. Die Bauern hatten sich vor allem gegen die Umwandlung ihres Landes in Kaffeegroßplantagen gewandt, aber auch Religionsfreiheit für ihre protestantischen Kleinkirchen verlangt. Jetzt sollen sie mit Flugblättern, Bildern von Ho Chi Minh und anderem von der Notwendigkeit "nationaler Einheit, religiöser Einheit und der Führenden Rolle der Kommunistischen Partei" überzeugt werden.
aufgenommen: Di., 6.3.2001	Quelle: South China Morning Post, 6.3.01

China	2000	Einkommen Stadt/Land	2347
Der Unterschied im Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt und auf dem Land ist im letzten Jahr weiter gewachsen. Stadtbewohner hatten ein durchschnittliches Einkommen von 6280 Yuan (+6,4%), Landbewohner nur 2253 Yuan (+2,1%), so ein Report des Planungsministeriums. In einigen Gebieten, in denen Getreide angebaut wird, ist das Einkommen sogar gesunken. (1748, 469)
aufgenommen: Di., 6.3.2001	Quelle: Hkimail, 6.3.01

Indonesien	4.3.01	Weiter Krieg im Aceh	2346
Insgesamt 14 Leichen von ermordeten Zivilisten sind am Wochenende im Aceh gefunden worden. 3 Menschen wurden erschossen, als Regierungstruppen am Freitag die von den Guerrillas der Gerakan Aceh Merdeka (Bewegung freies Aceh) besetzte Stadt Idi Rayeuk (ca. 15 000 Einwohner) in Ost-Aceh zurückeroberten. Dies war das erste Mal, daß die GAM eine Stadt besetzt hat. Bei der anschließenden Durchsuchung der Stadt sollen an die 80 Gebäude oder Läden von den Truppen niedergebrannt worden sein. Viele Bewohner haben die Stadt verlassen. (s.a. 2333)
aufgenommen: Mo., 5.3.2001	Quelle: The Times of India; Business Day, 5.3.01

Südkorea	4.3.01	Apothekerdemo	2345
Tausende Apotheker demonstrierten in Seoul vor dem Regierungskomplex gegen die Politik der Regierung, die Bereiche von Ärzten und Apothekern zu trennen - gegen z.T. militanten Widerstand der Ärzte (2060), denen der Verkauf von Medikamenten verboten worden ist. Die Apotheker wenden sich jetzt gegen das Verbot, einzelne Tabletten zu verkaufen und vor allem dagegen, daß den Kliniken erlaubt worden ist, Injektionen in eigener Regie zuzubereiten und abzugeben.
aufgenommen: Mo., 5.3.2001	Quelle: The DongA-Ilbo, 4.3.01

Südkorea		Mollies	2344
1997 gab es 172 Demonstrationen, bei denen Brandsätze oder Molotovcocktails verwendet wurden; 1998 nur 2 und 1999 und letztes Jahr immerhin sieben. Da die Daewoo-Arbeiter in den letzten Wochen zusammen mit den Studenten wieder etwas militanter demonstriert haben und die Polizei davon ausgeht, dass ähnliches in diesem Jahr noch öfter passieren wird, hat die Regierung beschlossen, die Belohnung für die Namhaftmachung von Demonstranten, die Mollies verwenden, auf 5 Millionen Won zu verzehnfachen. Außerdem soll der Verkauf von Whisky-Flaschen eingeschränkt werden, die sich besonders gut zum Herstellen von Mollies eignen.
aufgenommen: So., 4.3.2001	Quelle: The Korea Herald, 5.3.01

Hong Kong	3.2.01	Hafenblockade	2343
Hunderte von LKW-Fahrern blockierten das größte Containerterminal im Hafen. Sie protestierten damit gegen die "absichtlich langsame" Verladung der Fracht. Die Verladeunternehmen weisen diese Anschuldigung zurück. Im Februar gab es fünf Tage lang Blockaden der LKW-Fahrer gegen diese Firmen, weil diese neue Gebühren eingeführt hatten (s.a. 2308).
aufgenommen: Sa., 3.3.2001	Quelle: South China Morning Post, 3.2.01

Malaysia	28.2.01	Razzia	2342
Kuala Lumpur: Während einer nächtlichen Razzia wurden 750 Indonesier in vier illegalen Ansiedlungen am Rande der Hauptstadt von Polizei und privaten Sicherheitskräften verhaftet. Die Mehrheit hatte gültige Dokumente und wurde freigelassen, 37 Personen wurden zur Deportation an die Einwanderungsbehörde übergeben. Die malaysischen Behörden veranstalten z.Z. mehr Razzien, weil wegen der politischen Lage eine Welle von illegaler Einwanderung aus Indonesien und den Philippinen befürchtet wird.
aufgenommen: Sa., 3.3.2001	Quelle: The Times of India, 3.2.01

Südkorea	1.3.01	Demos	2341
Seoul: 1000 Arbeiter und Studenten demonstrierten für die Abschaffung eines anti-kommunistischen Gesetzes (Nationales Sicherheitsgesetz) und für die Aufhebung des Verbots einer linken Studentenorganisation (Hanchongryon, 2089, 122) Eine weitere Demo veranstalteten 500 Studenten und Arbeiter bei der Yonsei-Universität. Sie richtete sich gegen die Regierung und die Massenentlassungen bei Daewoo (s.a. 2334).
aufgenommen: Fr., 2.3.2001	Quelle: The Times of India, 2.3.01

Eine Webseite von WELT IN UMWÄLZUNG Mannheim-Ludwigshafen

12. März 2001

Indonesien	12.3.01	Anti-Wahid-Demo	2360
Jakarta: Mehr als 10 000 Studenten demonstrieren vor dem Staatspalast für den Rücktritt von Präsident Abdurrahman Wahid ("Gus Dur"). Die Studenten hatten eigentlich für einen landesweiten Generalstreik am heutigen Tag aufgerufen, aber die meisten Geschäfte und Büros sind wie normal geöffnet. (s.a. 2352) Nichtsdestotrotz hat die Größe der Demo Panikverkäufe der indonesischen Währung ausgelöst, sie fiel bis zum Mittag auf 11 300 zum Dollar (s.a. 2336). Die Aktienpreise wurden auch mit runtergezogen, um minus 5,5% am Morgen. Minister Purnoma hat angekündigt, daß die Regierung die Pläne zur Erhöhung der Kraftstoffpreise, die für den 1.4. vorgesehen war, zurücknehmen wird (außer für die Industrie), wegen sozialer, politischer und ökonomischer Faktoren. Eine der Forderungen der obigen Demo ist eben dies.
aufgenommen: Mo., 12.3.2001	Quelle: Jakarta Post, Yahoo!News Singapore, 12.3.01